Briefe, 1946-1957

Willy Carls Geschichte ist nur ein Beispiel dafür, wie wichtig Zusammenhalt sein kann und welche, manchmal entscheidende Rolle die Verbindung zum Herkunftsort und den Daheimgebliebenen in Migrationskontexten spielen kann. Der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Herrschaft hinterlassen Verwüstung. Die Menschen in ganz Europa leiden an den Folgen. Besonders hart trifft es Deutschland. Nicht nur Lebensmittel sind sehr knapp, sondern auch Bekleidung und Medikamente. Zusätzlich wird Europa 1946/47 von einem sehr strengen Winter heimgesucht – Verzweiflung und Elend machen sich breit. Willy Carl wird am 10. April 1904 in Sonneberg in Südthüringen geboren. Er träumt davon, Musik zu studieren, seine Eltern haben jedoch andere Pläne für ihren Sohn im Sinn. Willys Vater ist ein bekannter Porzellanfachmann und wünscht sich eine entsprechende kaufmännische Ausbildung für seine Kinder. Da es Willy in Deutschland wirtschaftlich nicht gut geht, entschließt er sich in die USA auszuwandern. Im Jahr 1927 verlässt Deutschland und sucht eine neue Chance in New York City. In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft verliert Willy den Kontakt zu seinen daheimgebliebenen Eltern. Diesen kann er erst im Jahr 1946 wiederherstellen. Willy ist entschlossen, seiner Familie durch die schwere Zeit zu helfen und versendet regelmäßig Pakete, um seine Familie zu unterstützen. Seine Pakete kündigt er seiner Familie in Briefen an, wie beispielsweise in seinem Schreiben vom 30. August 1947. Er versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten für den Vater und mit Dingen, die in Deutschland nicht oder nur schwierig zu erstehen sind, wie beispielsweise einer Kaffeemühle. Einige Male werden seine Pakete abgefangen und erreichen seine Familie nicht. Willy wird seine Familie nie wiedersehen – er verstirbt bereits 1957. Nach seinem Tod übernimmt seine Freundin Helen die Versorgung der Verwandten.
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© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Robert Naumann

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© Sammlung Deutsches Auswandererhaus, Schenkung Robert Naumann

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1919-1932